Ein Bericht vom Familiencamp
Über Pfingsten fand von Freitag Nachmittag bis Dienstag Mittag unser erstes Familiencamp in Struppen statt. Es war viel los – im Außen wie im Innen.
FREUDE war das Thema des Camps. Die Teilnehmenden – Kinder wie auch Eltern – gingen in ihren vier Himmelsrichtungsgruppen den für die jeweilige Himmelsrichtung typischen täglichen Aufgaben nach und wechselten sich im Kochen am Feuer ab.
Nach dem Frühstück am Feuer sangen wir Lieder und hörten Zitate, die zum Thema Freude passten. Danach trafen wir uns in zwei Gruppen zum Redekreis, in dem jede und jeder erzählen konnte, wie es ihm/ ihr gerade geht. In einer der beiden Gruppen waren diese Runden besonders bewegend, da ein recht unangenehmes Thema aufkam: einige Freundinnen mussten in der Nacht ihren Bauwagen verlassen, weil eine Freundin so laut geschnarcht hatte. Dem betreffenden Kind war das sehr unangenehm und es war wirklich beeindruckend zu erleben, wie es diesem und den anderen Mädchen gelang, ihre Gefühle auszudrücken, auch wenn das sich zunächst sehr unangenehm anfühlte. Durch diese mutige Wahrhaftigkeit, gepaart mit Mitgefühl und Verbundenheit konnten die Kinder eines der Geheimnisse des Glücks hautnah erleben – dass wir nur dann wirklich das Leben voll leben und glücklich sein können, wenn wir auch unser Traurigsein ganz leben anstatt es zu verstecken. So gab es tiefe Tränen, interne Beratungen unter den Freundinnen, Umarmungen, persönliche Worte des Mitgefühls und dann inneres Befreitsein und Freude miteinander. Ähnliche Prozesse dann noch einmal wegen Unklarheiten bei der Übernachtung in den Hütten, die u.a. dadurch ausgelöst waren, dass bei diesem Camp ja nun auch die Eltern mit ihren Zelten als potentielle Schlaforte in Frage kamen.
Beeindruckend waren auch die gemeinsamen Beratungsrunden vor dem Abendessen, bei denen die Teilnehmenden in einer gesellschaftsorientierten Haltung Lösungen zu anstehenden Fragen und Problemen suchen konnten. Immer gab es etwas zu beraten - was tun, wenn jemand früh wach wird und durch den Lärm andere vorzeitig weckt, welche Regeln beim Merkballspiel bei so verschieden großen Kindern, und Vieles Anderes mehr. Die Kinder waren sehr aufmerksam bei der Sache und selbst ein Kind im Vorschulalter beteiligte sich zur Freude aller rege an den Beratungen.
Einmal musste eine Notberatung einberufen werden, als drei Mädchen Eierkuchen für alle backen wollten und dabei voller Wut und Entrüstung feststellten, dass die Sprühsahneflasche, die sie hierfür bestellt hatten, komplett leergegessen war. Eine Lösung konnte gefunden werden – die Nascher schlugen eigenhändig neue Schlagsahne und schenkten jedem der Mädchen einen Kaugummi.
Vormittags starteten wir nach dem Redekreis immer mit einem von der Ostgruppe angeleiteten Morgenspiel. Das war diesmal besonders lustig, da ja auch einige Eltern teilnahmen. Danach fanden bis zur Zeit des Mittagessenkochens Aktionen zum Campthema statt, an denen die Kinder und einige der Erwachsenen sehr aktiv, aufmerksam und freudig teilnahmen.
Nachmittags hatten alle frei. In diesen Stunden war das Camp ungewohnt entspannend, da es so viele Erwachsene gab, die sich um die Aufgaben kümmerten, die nicht von den Himmelsrichtungsgruppen erledigt werden müssen und die daher sonst immer an den Campgestaltern hängenbleiben – also vor allem das Abwaschen der Töpfe und anderer Utensilien, die für das Kochen und Essen von allen gemeinsam genutzt wurden. Das zu erleben war wirklich angenehm. Wir Erwachsenen konnten uns unterhalten, spazieren gehen oder uns bei den echt lebhaften und lustigen Ballspielen der Kinder verausgaben, bei denen so viel gelacht wurde, dass es eine wahre Freude war.
Nach der abendlichen Beratungsrunde und dem Abendessen starteten wir das Abendprogramm mit Liedern am Feuer und jeweils einer neuen Geschichte, aus der die Kinder jeweils ein Geheimnis des Glücks – insgesamt waren es 5 - erraten konnten.
Ein Abend war besonders lang, weil wir warten mussten, bis es gegen 22 Uhr endlich dunkel wurde, um das bei den Kindern beliebte Feuer-Schleich-Spiel zu spielen.
Der dritte Tag fühlte sich – wie schon beim Camp davor – als der herausfordernste an. Eine sehr aufgewühlte, unruhige Stimmung überall. Unter den Erwachsenen fanden daher Gesprächsrunden statt, bei denen den Gefühlen raumgegeben und auch versucht wurde, die Gründe für die Unruhe zu fassen, die unter dem Miteinander der Erwachsenen vermutet wurden. Es war unser erstes Familiencamp und wir konnten Mehreres lernen, was uns in der Zukunft weiterhelfen wird. Das betraf z.B. Unruhe durch späteres An- oder früheres Abreisen, was zudem, da erst kurz vor Campbeginn mitgeteilt, auch kurzfristige Umplanungen nötig machte, die Bedingungen für die Teilnahme von Kleinkindern, die Transparenz des den Kindern vertrauten Struppen-Tagesablaufs für die Erwachsenen und anderes.
Der Montag wurde dann wieder richtig schön. Am Abend dieses Tages konnten wir wegen Regen – im Gegensatz zu sonst immer - nicht am Feuer kochen und essen. Trotzdem wurde es ein ganz besonderes Abendessen: Alle beteiligten sich auf verschiedene Art an seiner Vorbereitung, so dass ein einfaches, aber gleichzeitig sehr vielseitiges Essen mit selbst gemachter Kräuterbutter, Kräuterquark, in Backteig gebackenen Brennnesselblättern, Bratkartoffeln, selbstgemachtem Holundersaft u.a.m. aufgetischt werden konnte. Auch Brennnesselspinat gab es einmal.
Übrigens konnten einige der Kinder auch ihre Feuerkünste weiter entwickeln. Manche Jungs hackten zudem unwahrscheinlich viel Holz und einer lernte sogar, das Feuer nahezu rauchfrei zu halten.
So war das gesamte Camp sehr bewegend und erlebnisreich und die Kinder freuen sich auf das nächste Camp im August.